blog Eine persönliche Channel-Strategie: Fragenkatalog Beitrag über Blogging, Lifestreaming, Social Media, Social Media Workflow vom 16. Juni 2010
4Update: Ich habe diesen Artikel hier und da verlinkt und um Feedback über erwünschte Postingfrequenzen und Inhalte gebeten. Ich freue mich über einen kurzen Kommentar dazu.
Vor einigen Tagen habe ich angekündigt, dass ich ein wenig Ordnung in die Vielzahl an Plattformen bringen will, die ich für Input und Output im Social Web nutze. Folgende Fragen habe ich mir dazu gestellt:
- Mit welchen Personen/Gruppen bin ich in Kontakt oder wäre es gern?
- Wo bin ich das oder könnte es sein?
- Was will ich gegenüber den verschiedenen Grupppen erreichen? (Kommunikationsziel)
- Welche Botschaften dazu ggf. vermitteln?
- Welche Inhalte tragen dazu bei?
- Welche Formate können diese Inhalte haben?
- Woher beziehe ich die Inhalte?
- Wie kann ich die Inhalte mit verschiedenen Themen und Medienformaten über adäquate Plattformen möglichst effizient und ohne Streuverlust zu den richtigen Personen bringen
- Wie behalte ich den Überblick über News, an mich gerichtete Nachrichten und Reaktionen auf meinen Content?
Es geht mir in dieser Reihe nicht so sehr um die individuellen Ziele/Botschaften/Inhalte, sondern um die strukturelle Komponente, das „Channeling“, wenn man auf Marketing-Neudeutsch so will. Um maximal effizient zu sein, sollte ich auf der Output-Seite eine möglichst hohe Reichweite, besser: eine möglichst tiefe Durchdringung meiner erwünschten Zielgruppen haben, dabei wenig Streuverlust. Auf der Input-Seite sollte ein minimaler Aufwand stehen, außerdem eine möglichst vollständige Erfassung der Reaktionen, um den Dialog aufnehmen zu können.
Es liegt auf der Hand, dass man das nicht mit einem einzigen Tool schafft, sondern sinnvolle Verknüpfungen hermüssen. Viele meiner Kontakte haben ihren Twitter-Account mit Facebook verknüpft oder twittern ihre Blogeinträge. Diese Verknüpfungen können auch mehrstufig sein: Wenn ich eine Seite per Browser-Plugin via Google Reader empfehle, führt das zu einer Veröffentlichung in Google Buzz und Twitter, Twitter wiederum wird bei Facebook gespiegelt. Bei bis zu 20 beteiligten Plattformen, verschiedenen Medienformaten und Zielgruppen kann das zu vielen Problemen im Detail führen:
- Crossposting: Lässt sich kaum vermeiden. Ein Link, der für mich und andere interessant ist, erscheint im Extremfall bei Del.icio.us, Twitter, Buzz und Facebook. Vielleicht blogge ich noch darüber. Das kleinere Problem ist, dass Kontakte, die mit mir auf allen Plattformen verbunden sind, x-fach beschallt werden. Die große Herausforderung ist, bei anschließenden Diskussionen den Faden nicht zu verlieren.
- Doppelte Posts: Ein Blogpost wird über Twitter angekündigt, damit auch bei Facebook. Dort erscheint er aber durch NetworkedBlogs ohnehin. So kleistert man sich bzw. seinen Kontakten seinen Lifestream zu, ohne Mehrwert zu schaffen.
- Versehentliches Posting: Mal ein „private“-Häkchen nicht gesetzt und schon werden Bookmarks an 5 Plattformen hinausgepustet. Den falschen Account benutzt und der Frust über den Kunden (so was kenne ich natürlich nicht, ist ja nur ein Beispiel) landet als Status bei Xing. Solche Szenarien lassen sich durch möglichst klare Trennung von Tools und ein gutes Bewusstsein für den Informationsfluss vermeiden.
- Loops: Manche Dienste sind clever genug, dass das nicht passieren kann. Hier und da könnte aber eine Nachricht von Dienst A über B zu C und von da wieder zu A etc. gehen. Unschön.
- Verstümmelung des Posts: Die unterschiedlichen Möglichkeiten der Dienste können dazu führen, dass eine Nachricht unbrauchbar ankommt, zum Beispiel ein Post von Buzz oder Facebook, in dem der entscheidende Link aufgrund des 140-Zeichen-Limits abgeschnitten wird.
So weit zu den Fallstricken in der Verknüpfung. Für die einzelnen verwendeten Tools fallen mir folgende Auswahlkriterien ein:
- Input-Seite:
- möglichst gute Unterstützung des Mediums (Foto, Links, Video, längere Texte…)
- einfache Eingabe durch mobile Anwendung (App) / Browser-Plugin / Desktop Client
- Möglichkeit des Exports als RSS oder über eine API
- Zukunftssicherheit: Der Content sollte auch in der Web-Ewigkeit von drei Jahren noch abrufbar sein (ein Problem, das mit den beliebten URL-Shortenern noch auftreten könnte, aber das verdient vielleicht einen separaten Post). Am sichersten ist die eigene Domain und Hosting auf dem eigenen Server.
- Output-Seite
- möglichst breite Unterstützung aller Medien
- breite Akzeptanz unter den potentiellen Empfängern
- Möglichkeit zu Kommentaren/Reaktion und zum Abruf dieser Reaktionen per RSS etc.
- Importmöglichkeiten per API oder RSS
- Nachtrag: Offenheit/Geschlossenheit ist natürlich wichtig. Für persönliche Nachrichten wäre ein geschlossener Dienst sinnvoll, während meine öffentlichen Posts ein möglichst breites Publikum finden sollen, also möglichst auf einer offenen, ohne Anmeldung zugänglichen und von Google indizierten Plattform erscheinen.
Ist diese Bewertung vorgenommen, kann es konkret an die Verknüpfung gehen: Buzz zu Twitter? Twitter zu Buzz? Del.icio.us über Buzz zu Facebook? Von da weiter zu Twitter? Was wird der Fokalpunkt in diesem Bild? Martin Koser entscheidet sich in seinem lesenswerten und linkschweren Artikel „Aggregation, syndication and the delicacies of smart knowledge worker workflows“ für Google Buzz. Großer Vorteil ist die gute Integration mit anderen Diensten, große Flexibilität, was den Content-Typ angeht, und das Angebot an Plugins und Clients. Gerrit hostet lieber selbst mit WordPress und dem Theme P2. Entsprechende Ressourcen zur Entwicklung vorausgesetzt, bietet diese Lösung in puncto Flexibilität die gleichen Vorteile, bei Integration und Clients wird es schwierig. Dafür ist der Fortbestand von Content und Links gesichert. Die Verknüpfung wird Gegenstand des nächsten Posts sein.
Alle Beiträge der Serie finden sich unter dem Tag „Social Media Workflow„.